Mobilität in Städten
Seit 1972 widmet sich die Verkehrswissenschaft an der Technischen Universität Dresden der Ermittlung von Mobilitätskennwerten der städtischen Wohnbevölkerung durch regelmäßige Haushaltsbefragungen. Seit 2003 wird das Systems repräsentativer Verkehrsbefragungen" (SrV) alle fünf Jahre unter dem Namen „Mobilität in Städten“ durchgeführt. Knapp 500 Städte und Gemeinden in ganz Deutschland haben an den Befragungen „Mobilität in Städten – SrV 2023“ teilgenommen. Die Auswahl der befragten Einwohnerinnen und Einwohner der jeweiligen Stadt erfolgte durch ein Zufallsverfahren. Die Gesamtstichprobe umfasste mehr als 270.000 Personen.
Für die Vergleichbarkeit und Kontinuität der erhobenen Daten über die Zeit hinweg, wurden bestimmte Standardmerkmale der Befragungen festgelegt. Mit dem SrV gewinnt die kommunale Verkehrsplanung regelmäßig wichtige Datengrundlagen. Außerdem lassen sich so städteübergreifende Trends der Verkehrsentwicklung und ihrer Rahmenbedingungen anhand einer großen Stichprobe erforschen. Auch die Wirkung von städtebaulichen Entwicklungen und verkehrlichen Maßnahmen können hiermit überprüft werden.
Das SrV untersucht die Mobilität in all ihren Facetten, angefangen beim zu Fuß gehen und Fahrradfahren bis hin zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Autos. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Verkehr der städtischen Wohnbevölkerung innerhalb des Stadtgebiets, dem sogenannten Binnenverkehr, sowie auf dem Quell- und Zielverkehr gelegt, der von der Wohnbevölkerung erzeugt wird. Diese Wege werden zusammen mit dem Durchgangs- und Außenverkehr unter dem Begriff "Alle Wege" erfasst.

Die Universitätsstadt Tübingen nimmt seit 2013 an der Langzeiterhebung „Mobilität in Städten” teil. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2013 zeigen, dass 37 Prozent der Wege innerhalb des Stadtgebiets zu Fuß zurückgelegt wurden, während 26 Prozent mit dem Auto bewältigt wurden. Fahrrad und öffentlicher Personennahverkehr machten jeweils etwa 18 Prozent der Wege aus. In den folgenden fünf Jahren gewann das Fahrrad deutlich an Bedeutung. Zudem wurde die Erhebungsdauer von einer Woche im Herbst auf ein ganzes Jahr ausgeweitet. Im Jahr 2018 gaben die Befragten an, 27 Prozent ihrer innerstädtischen Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Der Anteil des Fußverkehrs blieb mit 34 Prozent weiterhin hoch. Bei der Erhebung im Jahr 2023 wurden 37 Prozent der Wege innerhalb der Stadt zu Fuß zurückgelegt. Das Fahrrad wurde für 30 Prozent der Wege genutzt, während 16 Prozent mit dem öffentlichen Personennahverkehr zurückgelegt wurden. Die Autonutzung hingegen ging in Tübingen kontinuierlich zurück und lag 2023 nur noch bei 17 Prozent.

Diese Entwicklungen im Mobilitätsverhalten verdeutlichen den langfristigen Wandel in der städtischen Verkehrsnutzung. Insbesondere die kontinuierlich wachsende Bedeutung des Fuß- und Radverkehrs zeigt, dass sich der Alltag vieler Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner nachhaltig verändert.