„Wieso fördert ihr Fahrgemeinschaften?“: Best Practice Interview mit dem UKT
Als größter Arbeitgeber der Region beschäftigt das Universitätsklinikum Tübingen (UKT) mehr als 10.000 Mitarbeitende. Rund ein Drittel von ihnen pendelt täglich mit dem eigenen Auto zu den Kliniken im Tal und auf den Schnarrenberg. Die Parkplatzsituation ist für die Mitarbeitenden angespannt. Seit April 2024 fördert das UKT durch die Einführung der Mitfahr-App RideBee aktiv Fahrgemeinschaften.
Das Best-Practice-Interview mit Tanja Idler, Referentin für interne und externe Kommunikation, zeigt, welche Motivation hinter diesem Engagement steckt, welche Vorteile Fahrgemeinschaften bringen und welche Herausforderungen das UKT auf dem Weg zu einer erfolgreichen Umsetzung meistern musste.
Warum haben Sie sich entschieden, Fahrgemeinschaften zu fördern? Gab es einen konkreten Anlass oder ein Ziel?
Die Parkplatzsituation am UKT ist chronisch angespannt. Mitarbeitende teilen sich die bestehenden Parkplätze in den Parkhäusern mit Patientinnen und Patienten und Besuchenden. Die Warteliste für eine vergünstigte Parkkarte ist entsprechend lang. Als im Frühjahr 2024 weitere Parkplätze aufgrund des Neubaus des Innenstadtparkhauses P3 wegfielen, haben wir die Mitfahr-App RideBee eingeführt. Sie ist ein zentraler Baustein unseres Mobilitäts- und Parkkonzeptes, das unter anderem auch die Anmietung von Parkplätzen von Privatleuten und ein internes Parkplatz-Sharing umfasst. Gleichzeitig sehen wir in Fahrgemeinschaften eine sinnvolle Möglichkeit, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen und den täglichen Verkehr zum Klinikum zu entlasten – auch im Sinne eines nachhaltigeren Arbeitswegs.
Welches persönliche Highlight haben Sie durch die Einführung und Nutzung von RideBee
erlebt?
Ein persönliches Highlight war, zu sehen, wie schnell sich Fahrgemeinschaften gefunden haben – teils mit Kolleginnen und Kollegen, die vorher kaum Kontakt hatten. Und wie einfach es geht.
Welche Herausforderungen gab es bei der Einführung und Nutzung der digitalen Plattform
RideBee? Wie haben Sie diese gemeistert?
Bei der Auswahl des Anbieters standen vor allem Fragen rund um IT-Sicherheit und Datenschutz im Fokus – insbesondere im Hinblick auf die Registrierung und personenbezogene Informationen. In enger Abstimmung mit unserer IT-Abteilung und dem Datenschutzbeauftragten konnten wir hier frühzeitig Klarheit schaffen und die nötigen Freigaben einholen.
Anschließend war es uns wichtig, möglichst viele Mitarbeitende für das neue Angebot zu gewinnen. Gerade in einem Betrieb mit 12.000 Mitarbeitenden ist so eine Bekanntmachung eine Herausforderung. Durch eine breit angelegte Kommunikationskampagne – mit Beiträgen im Intranet, Flyer, Plakaten und einem großen Kick-off-Event inklusive Gewinnspiel und Pressearbeit – konnten wir bereits in den ersten Wochen nach Start von RideBee rund 400 Registrierungen verzeichnen.
Welche positiven Erfahrungen oder Erfolge konnten Sie durch die Einführung und Nutzung
von RideBee generieren?
Durch die Einführung von RideBee konnten wir Pendelwege effizienter gestalten. Das Angebot wird gut angenommen, neue Fahrgemeinschaften haben sich gefunden. Das entlastet zum einen die Parkplatzsituation aber auch die Umwelt.
Inwiefern hat sich die Unternehmenskultur durch Fahrgemeinschaften verändert? Lassen
sich positive Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation und den Zusammenhalt erkennen?
Konkrete Veränderungen in der Unternehmenskultur lassen sich schwer messen. Aber wir nehmen wahr, dass die App den Austausch unter Mitarbeitenden fördert – auch über Abteilungsgrenzen hinweg.
Welche Empfehlungen würden Sie anderen Unternehmen geben, die eine vergleichbare
Initiative starten möchten?
Machen Sie es und probieren Sie es aus! Entscheidend ist, dass die Unternehmensführung das Projekt aktiv unterstützt und die Mitarbeitenden von Anfang an mitnimmt, um das Angebot bekannt zu machen. Wichtig ist auch, die App regelmäßig ins Gedächtnis zu rufen – etwa durch interne Aktionen oder Challenges –, damit sich die Nutzung langfristig etabliert.
Wie könnte sich das Konzept in Zukunft weiterentwickeln?
Die Universitätsstadt Tübingen hat RideBee für Ein- und Auspendler eingeführt. Damit erweitert sich der Vermittlerkreis für die Mitarbeitenden des UKT auch auf andere Tübinger Beschäftigte.
Wir prüfen derzeit, den Verleih von hauseigenen E-Bikes in die App zu integrieren, um unseren Mitarbeitenden das kurze Pendeln zwischen den Standorten am Berg und im Tal zu erleichtern. Damit könnte sich das Konzept Stück für Stück über reine Fahrgemeinschaften hinaus zu einem ganzheitlichen Mobilitätsangebot weiterentwickeln.