Neue Sonderausstellung im Hölderlinturm: Plastiken von Peter Brandes
Pressemitteilung vom 25.04.2025
Anlässlich des Todes des dänischen Künstlers Peter Brandes am 4. Januar 2025 zeigt das Museum Hölderlinturm gemeinsam mit der Hölderlin-Gesellschaft drei Plastiken von Paul Celan, Friedrich Hölderlin und Martin Heidegger, die Peter Brandes 2015 der Hölderlin-Gesellschaft geschenkt hatte. Eine Ausstellung begleitet die Präsentation der Kunstwerke und stellt die komplexen Verbindungen zwischen den drei Männern dar, die vom Antisemitismus Martin Heideggers überschattet werden. Die Ausstellung ist vom 4. Mai bis 6. Juli 2025 im Hölderlinturm zu sehen. Die Eröffnung findet statt
am Sonntag, 4. Mai 2025, 11 Uhr,
im Museum Hölderlinturm, Bursagasse 6.
Zur Eröffnung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. Museumsleiter Florian Mittelhammer begrüßt die Gäste und führt in die Ausstellung ein. Valérie Lawitschka, ehemalige Geschäftsführerin der Hölderlin-Gesellschaft, erinnert in einem Vortrag an das umfassende Werk Peter Brandes‘ und spricht über die Entstehungsgeschichte der drei Plastiken.
Die drei Plastiken setzen Friedrich Hölderlin mit dem Dichter Paul Celan und dem Philosophen Martin Heidegger in Beziehung. Während Celan und Hölderlin als plastische Porträts dargestellt werden, zeigt Brandes Heidegger als ein „Phänomen“, symbolisiert durch einen Holzstumpf mit versenkter Axt. Dies ist eine Anspielung auf Heideggers Aufsatzsammlung „Holzwege“ wie auch auf seine Todtnauberger Holzhütte, in die er sich ab 1922 regelmäßig zum Arbeiten zurückzog.
„Brandes wollte Hölderlin mit dieser Trilogie in einen in seinen Worten ‚aktuellen Kontext‘ platzieren, indem er ihn neben einem Jahrhundertdichter und einem Jahrhundertphilosophen stellte, die beide tief von Hölderlin inspiriert wurden“, sagt Museumsleiter Florian Mittelhammer. Celan und Heidegger waren auch gegenseitig voneinander fasziniert. Beide verband die Verehrung für Friedrich Hölderlin und die verheißungsvolle Sprache der Poesie. Was sie aber trennte, war Heideggers frühe Begeisterung für den Nationalsozialismus und sein philosophischer Antisemitismus.
Die Trilogie von Peter Brandes wird im Hölderlinturm in den Kontext der ersten Begegnung von Celan und Heidegger in Heideggers Hütte in Todtnauberg gesetzt. In jener Hütte im Schwarzwald besuchte der jüdische Dichter 1967 den antisemitischen Philosophen. Celans Hoffnung, Heidegger könne sein Schweigen über seine Verstrickungen in den Nationalsozialismus brechen und Worte dafür finden, erfüllte sich nicht. Nach dem Besuch verfasste Celan das berühmte Gedicht „Todtnauberg“. Die Ausstellung zeigt unter anderem einen von nur 50 angefertigten Erstdrucken des Gedichts sowie die Reproduktion seines Notizbuches mit den handschriftlichen Entwürfen zu „Todtnauberg“.
Der dänische Künstler Peter Brandes (1944-2025), berühmt für seine Kirchenkunst, die unter anderem im Dom zu Roskilde, in der Kirche am Nordkap und in der Kirche Village of Hope in Los Angeles zu sehen ist, begegnete dem Hölderlinturm und seinem Dichter, als er 2007 im Archäologischen Museum der Universität zu Homer ausstellte. Inspiriert von Hölderlins Antikenrezeption und dessen Zeit im Turm, illustrierte er Hölderlins Turmgedichte. Die Illustrationen wurden 2009/2010 in einer Ausstellung im Hölderlinturm gezeigt und eigens im Wasmuth-Verlag publiziert. 2013 erhielt Brandes den Friedrich-Hölderlin-Preis der Universitätsstadt Tübingen und der Universität. Er ist im Januar 2025 verstorben.
Begleitprogramm zur Ausstellung:
- Dienstag, 6. Mai, 19 Uhr: Tübinger Turmvorträge: „In der Mitte der Zeit – Hölderlins Hymne ‚Germanien“ im Lichte Heideggers“, Vortrag von Prof. Dr. Jörg Robert
- Sonntag, 25. Mai, 14 Uhr: Führung durch die Ausstellung
- Dienstag, 27. Mai, 19 Uhr: „Todtnauberg: Die Geschichte von Paul Celan, Martin Heidegger und ihrer unmöglichen Begegnung“, Lesung mit Hans-Peter Kunisch
- Sonntag, 22. Juni, 14 Uhr: Führung durch die Ausstellung
- Mittwoch, 25. Juni, 19 Uhr: „‚das Allverwandelnde langsam / schabend‘ – Hölderlin in Paul Celans Werk“, Vortrag von Dr. Barbara Wiedemann