Kunst im öffentlichen Raum: Replik des Werks von Silvie und Chérif Defraoui
Pressemitteilung vom 09.09.2025
Mit drei Marmorplatten, die in den Boden eingelassen sind, hatte das Schweizer Künstlerpaar Silvie und Chérif Defraoui anlässlich der Landeskunstwochen 1986 die Nonnengasse zwischen Parkhaus und Stadtbücherei gestaltet. In die Marmorplatten ist ein Vers eingemeißelt, der dem Kunstwerk seinen Titel gab: „Selbst im Regen verliert der Leopard seine Flecken nicht“. Um die Platten herum sind einzelne Marmorelemente in Pflastersteingröße drapiert. Ursprünglich waren an einem Gebäude an der Stirnseite der Nonnenseite auch Tatzenspuren aufgemalt.
Das Kunstwerk lässt vielfältige Interpretationen zu. Das Sprichwort stammt aus Afrika und verdeutlicht – ähnlich dem Sinnspruch „A leopard can't change its spots“ – die Unveränderlichkeit der eigenen Identität oder Natur. Silvie und Chérif Defraoui wählten für ihr Kunstwerk bewusst einen Platz, der abseits der touristischen Wegstrecken liegt, um auch solchen Orten eine Bedeutung zu geben.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Schriftplatten vor allem durch den Lieferverkehr für den Supermarkt im Nonnenhaus stark beschädigt. Um sie vor der vollständigen Zerstörung zu bewahren, ließ die Universitätsstadt Tübingen die Platten im Herbst 2023 entfernen und suchte zusammen mit der Künstlerin Silvie Defraoui nach einer Lösung, um das Kunstwerk weiterhin öffentlich zu präsentieren. Chérif Defraoui ist bereits 1994 gestorben. Silvie Defraoui, geboren 1935, lebt nach wie vor in der Schweiz.
Bei der Bergung der Schriftplatten stellten die Restauratoren fest, dass die Steinplatten zu dünn für eine nachhaltige Restaurierung sind. Daraufhin wurde in Absprache mit Silvie Defraoui entschieden, wesentlich stärkere Kopien der Platten zu erstellen, um sie am ursprünglichen Ort wieder zu verlegen. Die Steinblöcke sollten jetzt auch den LKW-Verkehr aushalten. Der Künstlerin war der ursprüngliche Ort sehr wichtig. Die ebenfalls angedachte Lösung, die restaurierten Platten an einem geschützteren Ort wie in der Fußgängerzone oder in einem Innenraum zu verlegen, lehnte sie ab.
Vor kurzem wurden die Kopien verlegt, nur etwas versetzt, um nicht genau in der Fahrspur zu liegen. „Ich freue mich sehr, dass die ‚Leoparden-Tafeln‘ wieder vor Ort sind und damit eines der interessantesten Kunstwerke im öffentlichen Raum endlich wieder sichtbar ist“, sagt Dagmar Waizenegger, Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur. Bild und Beschreibung der Schriftplatten werden auch wieder in die Kunstpfad-Broschüre aufgenommen.