Was wurde erforscht?

Auslöser für die Erforschung der Objekte in der städtischen Sammlung war der Fund einer Standscheibe einer Thorarolle im Jahr 2011. Sie war höchstwahrscheinlich von den deutschen Nationalsozialisten geraubt worden. Mithilfe der Datenbank Lost Art konnten die rechtmäßigen Eigentümer ermittelt werden, und die Standscheibe konnte zurückgegeben werden. Davon ausgehend stellte sich die Frage, ob es im Museumsbestand weitere Gegenstände gibt, die aus NS-Raubgut stammen.

Für diese Recherchen konnte das Stadtmuseum dank einer Förderung der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste seit 2015 die Eingänge von Objekten ins Museum zwischen 1933 bis 1945, später auch die direkte Nachkriegszeit und Schenkungen von NS-belasteten Tübinger Universitätsprofessoren untersuchen. Die Kunsthistorikerin Dr. Andrea Richter hat die Herkunft der Einzelobjekte ermittelt, damit alle Gegenstände mit belasteter Herkunft gemeldet und zurückgegeben werden können.

Einen weiteren Förderantrag hat die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bis Ende 2021 bewilligt. In dieser Phase stand die systematische Überprüfung von Eingängen der 1960er bis zu den 1990er Jahren im Fokus der Provenienzforschung. Denn allein in den 1980er und 1990er Jahren hat sich der Sammlungsbestand verdoppelt, und viele der Objekte sind bis heute nicht gänzlich erfasst.

Unter diesen Ankäufen befinden sich auch Gegenstände, die in den 1930er und 1940er Jahren unrechtmäßig ihren Besitzer wechselten und auf unterschiedlichen Wegen über Privatpersonen und den Kunsthandel, aber auch Behörden in die Sammlung gelangten. Darunter fallen vor allem antiquarische Bücher und Drucke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert von zum Teil beachtlichem Wert. Daneben hat das Stadtmuseum Sammlungen von Druck- und Kleingrafik erhalten, die auf jüdische Opfer des Nationalsozialismus in ganz Europa verweisen.